Seine Liebe zum Jazz ist keine heimliche, seine Ausflüge sind eher eine Heimkehr. Oder sollte man sagen: Der Jazz ist sein zweites Zuhause. 2017 erschien die sieben Jahre alte Aufnahme eines Konzerts in Kopenhagen, das Charlie Watts mit der Danish Radio Big Band gespielt hat.
Es war der Rolling Stones Drummer, der mich mit dem 2004er Album Watts at Scott’s zum ersten Mal für Jazz begeistert hat. Damals waren es Interpretationen bekannter Jazz und Soul-Klassiker. Auf Charlie Watts meets The Danish Radio Big Band legt er die Scheu ab — und bietet dem Publikum, worauf viele, zumindest ich, schon lange gewartet haben.
Den Anfang machen zwei Eigenkompositionen, Elvin Suite Part 1 und 2. Wie meist hält sich Watts als Schlagzeuger im Hintergrund. Er bereitet seinem Orchester die Bühne, um dann auch Raum zu schaffen für Saxophon, Gitarre oder Piano. Mehr hat das Label Impulse! glücklicherweise nicht auf die erste Seite des Doppelalbums gepackt, hervorragender Sound ist das Ergebnis.
Auf Seite zwei und drei folgen dann Interpretationen von drei Stones-Titeln: Satisfaction, You can’t always get what you want sowie Paint it black; ergänzt von I should care aus der Feder von Axel Stordahl, Paul Weston und Sammy Cahn. Hier glänzt zum Beispiel Gerard Presencer, der das Album im übrigen auch produziert hat, am Flügelhorn. Watts lässt die Band swingen, Flügelhorn beziehungsweise Saxophon schieben sich elegant darüber und übernehmen das Kommando, nur um sich dann ganz elegant wieder zurückzuziehen.
Das ist ganz groß und unprätentiös.
Den Abschluss bildet Molasses, ursprünglich von Joe Newman. Das ist auch das einzige Stück der letzten LP-Seite. Hier spielt die Big Band groß auf und Watts hält das Geschehen dezent zusammen.
Nicht nur, aber auch wegen der Stonestitel ein großartiges Album. Ich empfehle die LP, aber zum Reinhören gibts hier den Spotify-Link.