Meine Zuneigung zur Marke mit dem Apfellogo hat in den vergangenen zwei Jahren stark nachgelassen. Ausgerechnet der Tiefpunkt – die Einführung der völlig verunglückten Foto-App – hat mich wieder zum Fan gemacht.
Apple hatte mich. Komplett. Meine Musik, ob online gekauft, CDs und teilweise sogar meine digitalisierten LPs, ist in iTunes gespeichert. Apple-Mail ist mein privater Mailaccount. Ich nutze die Apple eigene Podacast-App, sehe Filme und Serien via Apple TV. Meine Browser-Passwörter und Lesezeichen werden über iCloud synchronisiert. Und meine Fotos und Videos habe ich mit Aperture verwaltet, der professionellen Ausgabe von iPhoto. Dann kam die Foto-App für Mac OS. Dieses Programm soll dereinst iPhoto und Aperture beerben. Dereinst – denn heute ist diese Software schlicht unbrauchbar. Über meinen Umstieg von Aperture auf Adobe Lightroom werde ich an anderer Stelle berichten. Hier nur so viel: Der Umstieg ging schnell und mit verhältnismäßig geringen Verlusten über die Bühne. Und obwohl Lightroom nicht ohne Schwächen ist, bietet es doch zahlreiche Vorteile gegenüber dem in die Jahre gekommenen Aperture.
Die Verwaltung meiner Fotos ist eine der Hauptaufgaben, die ich mit meinem Mac bewerkstellige. Und plötzlich habe ich ein Programm, von dem man merkt, dass seine Macher genau diese Aufgabe unterstützen möchten. Dass sie ihren Usern mehr bieten wollen, als Zugriff auf gespeicherte Fotos. Und ganz nebenbei: Mein Macbook hat mir plötzlich viel mehr Spaß gemacht.
Ich fragte mich, wie das sein konnte. Und mir fiel auf, dass all meine Klagen über Apple, die sich in der letzten Zeit angesammelt hatten, mit dem Apple-Ecosystem zu tun hatte. Also mit dem Versuch, alles, aber auch alles zu integrieren und via iCloud zu verbinden.
iCloud ist eine UN-anerkannte Katastrophe. Doch Blauhelme helfen hier nicht. Apple sollte seinen Kunden einen Gefallen tun, iCloud einmotten und stattdessen für jeden Mac- oder iPhone-Käufer Dropbox subventionieren (bitte nicht kaufen!)
Nachdem ich mich via Lightroom ein Stück aus dem Apple-Ecoystem ausgeklingt hatte, fielen mir plötzlich all die wunderbaren Eigenschaften von Mac OS auf, all die vielen kleinen und großen Veränderungen, die das System in den letzten Jahren erfahren durfte. Großartig, wie die Scrollbalken sich ein- bzw. ausblenden, je nachdem, was man gerade macht. Toll, wie die Touchgesten integriert worden sind – ich möchte nicht auf dem Bildschirm meines Computers rumfingern, vor allem nicht, wenn ein 29“-Monitor angeschlossen ist. Und immer noch vorbildlich, wie sich andere Services, zum Beispiel Dropbox, ins System integrieren lassen. Und bei Bedarf auch einfach wieder zu entfernen sind. Lichtjahre einfacher als bei Windows 8 oder der aktuellen Windows 10-Preview.
Seitdem nehme ich Mac OS als das, was es auch ist: Ein tolles Betriebssystem. Und kein Ecosystem. Die Apple-Software, von iTunes über Mail bis Fotos, ist eine Zugabe. Oft gibt es bessere Alternativen. Ich freue mich auf neue Streifzüge ins Software-Universum für den Mac!