Heute ist mir zufällig eine fünfzehn Jahre alte Playlist in iTunes untergekommen. Daraus habe ich seinerzeit für einen besonderen Menschen eine CD gebrannt, das war alles in allem der Nachfolger des Mixtapes und der Vorläufer der geteilten Spotify-Liste.
Beim Versuch, die Liste manuell in Spotify und später in Tidal anzulegen sind mir verschiedene Besonderheiten aufgefallen. So ist daraus auch so etwas wie eine Betrachtung der verschiedenen Services geworden.
Für die Jüngeren: Im Jahr 2005 gab es zwar schon den iTunes-Store, die Musik wurde aber gekauft und runtergeladen, nicht gestreamt. Alternativ wurde von CD gerippt. Oder sie stammte aus anderen Onlinequellen, legalen wie illegalen. In jedem Fall landete sie auf der heimischen Festplatte.
Apples iTunes wurde über die Jahre immer wieder als überladenes Stück Alptraumsoftware beschimpft. Die Features hatten es (und haben es auch im Nachfolger Apple Music) durchaus in sich: So konnte man eine Playlist einfach als Audio-CD brennen und ein automatisch generiertes CD-Booklet ausdrucken. Das sah dann zum Beispiel so aus:
Der erste Titel meiner Playlist stammt aus dem Film „Walk The Line“. Der „Lewis Boogie“, im Original natürlich von Jerry Lee Lewis gesungen, wurde hier vom Schauspieler Waylon Payne selbst interpretiert. Der Soundtrack ist insofern tatsächlich sehr interessant. Denn auch Joaquin Phoenix (der Johnny Cash verkörpert) als auch Reese Whiterspoon (als June Carter) singen selbst. Der Sound ist hervorragend abgemischt. Doch das Album findet sich weder auf Spotify noch Tidal, das ich als Vergleich herangezogen habe. In diesem Fall bot sich für die „Rekonstruktion“ eine der Originalfassungen an.
Das nächste Stück ist der Klassiker „Baby, it’s Cold outside“ von Rod Stewarts Album „Stardust“, seiner Interpretation des Great American Songbook. Als Duettpartnerin für „Baby …“ stand ihm Dolly Parton zur Seite. Das Album steht auf Spotify zur Verfügung, kein Problem also. Anders auf Tidal: Es sind zwar viele Rod Stewart-Alben zu finden, Stardust fehlt aber. Für die entsprechende Playlist habe ich eine Version von Svetlana gewählt.
Echo Parcours auf Spotify und Tidal
Darauf folgt „Echo Parcours (Team Remix)“ vom Trio Electrico. Für die 2005er iTunes-Playlist habe ich dazu auf die wunderbare Compilation „Get Your Stereo Deluxed“ zurückgegriffen. Augenscheinlich die erste Ausgabe, die sich bedauerlicherweise weder auf Tidal noch Spotify findet. Bei beiden Streamingdiensten gibt es nur die Nummer 4 von mittlerweile mindestens 6 Editionen.
Als Ersatz bietet Tidal in diesem Fall das gleiche Stück als „Quantic Remix“, gleichfalls vom Trio Electrico. Spotify kennt nur ein Stück, an dem das Trio mitgewirkt hat: „Banda de Carmen Mirandes“ in Zusammenarbeit mit Armando und erschienen auf dem Sampler „Brazil – Worldscapes Series“. Der Mangel an Auswahlmöglichkeiten hat mich an dieser Stelle enttäuscht.
Ähnlich wird dann beim nächsten Stück „Music Of The Universe“ des Solar Apple Quarktettes (sic!). 2005 habe ich das der achten Ausgabe der großartigen Compilationserie „Mercedes-Benz Mixed Tape“ entnommen. Spotify hat das Stück, Tidal kennt die Band gar nicht, stattdessen habe ich „Guardians of the Universe“ von Future World Music aufgenommenen.
France Galls „Poupée de cire, poupée de son“ macht erwartungsgemäß keinerlei Schwierigkeiten, auch wenn es hier jeweils aus drei verschiedenen Quellen stammt. Gleiches gilt auch für „Sing It Back“ von Moloko.
„Ring My Bell“ habe ich 2005 einer eher lieblosen Compilation-CD namens „Discoparty“ entnommen. Dieser Anschlag auf den guten Geschmack hat es so nicht in die Streamingdienste geschafft, aber natürlich finden sich sowohl bei Spotify als auch Tidal viele Versionen des Songs. Ein Vergleich zwischen diesen Varianten wäre fast schon einen eigenen Beitrag wert; ich habe für die Spotify-Playlist eine etwa doppelt so lange Variante ins Programm genommen.
Eine leichte Übung stellt „One More Time“ von Daft Punk dar, ehe „Buffy, the Vampire Slayer“ dann wieder für ein leichtes Straucheln sorgt. In iTunes habe ich „das Original“ von den Breeders, die mit dem „Buffy Theme“ auch auf Tidal vertreten sind. Spotify bietet mit „The Theme Music“ nur eine Low Energy-Variante (no appearance of Joe Biden spotted.)
Pinks „Don’t Let Me Get Me“ findet sich ebenso wie Lou Reeds „Busload Of Faith“ auf beiden Streamingdienste.
In der Rückschau sind die mittlerweile selten gebrauchten Funktionen „CD-Brennen“ und „Cover drucken“ sehr komfortabel gewesen. Die schwierige Integration eigener, sprich: nicht im Streaming enthaltener Musik, ist für Fans mit großen eigenen Sammlungen ärgerlich (beide Dienste bieten Funktionen dazu, die ich in einem weiteren Beitrag beleuchten werde.)
Draußen nur Kännchen als Spotify– und Tidal-Playlist.
Die Schreibweise, vor allem Groß- bzw. Kleinschreibung, habe ich direkt den jeweiligen Playlists entnommen.