Apple-Produkte stehen in dem Ruf, besonders benutzerfreundlich zu sein. Gleichzeitig schneidet Apple bei neuen Produkten gerne alte Zöpfe ab, um Innovationen voran zu treiben. So bleiben bei neuen Programm- oder Geräteversionen auch schon mal lieb gewonnene Funktionen auf der Strecke.
Ein Beispiel: Die (oder das?) Apple TV in der vierten Generation (kurz „ATV4“ genannt). In vielen Rezensionen wird die fehlende 4K-Unterstützung beklagt, die gute Usability hingegen gelobt. Ich frage mich, ob sich die entsprechenden Kollegen überhaupt ernsthaft mit dem Produkt beschäftigt haben.
Die ATV4 ist immer noch langsam. Jeder Wechsel in eine neue Rubrik wird mit einem sichtbaren Spinning Wheel samt Abfrage im iTunes-Store belohnt. Dieses Verhalten hat sich seit der ersten Version nur marginal verbessert. Vielleicht würde mich das gar nicht stören – wenn ich nicht auch eine Fire TV von Amazon hätte, die nahezu verzögerungsfrei reagiert.
Auch Filme und Videos starten auf dem Amazon-Produkt deutlich schneller, hier baut die ATV selbst bei schnellem Netz immer noch kurz ihren Cache auf.
Die Videoqualität ist gefühlt (ich habe kein Messequipment) bei der ATV4 einen Hauch besser als bei meiner Fire TV, die allerdings auch schon über ein Jahr alt ist.
Mein größtes Problem mit der ATV ist allerdings, dass Apple bei der neuen Ausgabe Features der Vorversion einfach weggelassen hat. Zwei davon treffen mich als Fan von Fernsehserien besonders.
Serien-Fans sind mit der alten Version (noch) besser bedient
Umfasst eine gekaufte Serie mehr als eine Staffel, lassen sich einzelne Staffeln nicht mehr direkt auswählen. Stattdessen werden am unteren Rand des Bildschirms alle Folgen, beginnend bei der ersten, scrollbar dargestellt. Die Reihenfolge lässt sich nicht ändern, so dass man tatsächlich durch alle Folgen scrollen muss, um zur aktuellen Staffel zu gelangen. Ich habe das mal am Beispiel von „Big Bang Theory“ ebenfalls im Video festgehalten.
Immerhin, normalerweise bietet die ATV über den oben eingeblendeten Playbutton die Möglichkeit, die nächste, ungespielte Folge zu starten. Wenn aber einzelne Folgen als „ungespielt“ markiert sind, zeigt die ATV immer die erste ungespielte Folge an.
Dummerweise hat meine ATV beim Upgrade nicht alle Informationen über „gespielt“ oder „ungespielt“ übernommen. Und damit kommen wir zum nächsten gestrichenen Feature. In den Vorversionen war es möglich, über einen längeren Druck auf den Auswahlknopf der Fernbedienung Markierungen vorzunehmen. Dieses Feature fehlt der ATV4. Zusammen mit der verkorksten Darstellung von Serienstaffeln eine klare Verschlechterung.
Übrigens: Auch Siri hilft hier nicht weiter. Die Eingabe von „gehe zur neusten Staffel von …“ quittiert Siri mit einem Aufruf des Stores.
Auch bei der Darstellung zusätzlicher Informationen zu Filmen oder Serien hat Apple kein glückliches Händchen bewiesen. Blieben bisher die „technischen“ Informationen beim Aufruf der Inhaltsangabe stehen, verschwinden diese Infos jetzt und der Großteil des Bildschirms wird vom Hintergrundbild eingenommen. Im Vergleich zur Fire TV fällt auf, dass es kaum kontextabhängigen Infos, beispielsweise Schauspielernamen der aktuellen Szene, gibt.
Auf der Habenseite stehen eindeutig die Apps. Diese sind, allein schon aufgrund der überlegenen Technik, deutlich leistungsfähiger als die Apps der Fire TV. Die Spiele bewegen sich grafisch durchaus auf dem Niveau einer Nintendo Wii. Für Gelegenheitsgamer also eine echte Alternative. Die mitgelieferte Remote schlägt sich dabei wacker, erreicht aber doch nicht das Spielgefühl eines Gamecontrollers. Hier lohnt sich die Anschaffung eines entsprechenden Controllers.
Da die Apps lokal gespeichert werden, stößt die 32GB-Version doch recht schnell an ihre Speichergrenzen. Und damit sind wir schon bei knapp 230 Euro für die Variante mit 64GB.
Bleibt zu hoffen, dass Apple die Usability mit den nächsten Updates schnell verbessert.